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Lidice ein Dorf sollte dem Erdboden gleichgemacht werden
von quinney In der Kategorie Allgemein am 27.08.2018 um 19:41 Uhr.

Durch meine viele Reisen nach Tschechien bekomme ich nach und nach einiges von den Land und den Leuten mit. Ganz klar, mittlerweile habe ich eine besondere Verbindung zu dem Land. So bin ich unlängst auf das Schicksal des Dorfes Lidice gestoßen. Beim Anschlag tschechoslowakischer Agenten im Auftrag des britischen Geheimdienstes am 27. Mai 1942 war der zweite Mann der SS und enge Vertraute von Heinrich Himmler, Reinhard Heydrich, so schwer verletzt worden, dass er eine Woche später an den Folgen starb.

Das Ort Lidice wurde aufgrund Falschmeldungen als Ort der Vergeltungen ausgesucht. Es gäbe Beweise, dass Einwohner von Lidice an dem Mord an Heydrich mitgearbeitet hätten. Unter Kommando einiger SS und GESTAPO Offiziere begannen Polizisten, am 09. Juni, die 93 Häuser zu durchsuchen. 195 Frauen und 98 Kinder wurden in das nur 6 Kilometer entfernte Kladno gebracht. Die Frauen brachte man dann weiter ins KZ Ravensbrück, wo jede 3 starb. 85 Kinder brachte man ins KZ Chelmno die dort alle in der Gaskammer ums Leben kamen. Die anderen 13 Kinder brachte man als "eindeutschungsfähig" in arischen Pflegefamilien.

Die 173 Männer inklusive Jugendliche ab 15 Jahren wurden in Lidice bewacht und früh am 10. Juni in 10er Gruppen im Hof der Familie Horak von Polizisten erschossen. Drei Polizisten kamen auf einen Einwohner. Zwei zielten auf die Brust und einer auf den Kopf. Am Ende ging ein SS-Offizier zu den getöteten und schoss jedem einzelnen noch einmal in den Kopf. Nach 2 Stunden war das Massaker vorbei vorbei.

Danach begann man alle Gebäude zu sprengen und dem Erdboden gleichzumachen. Kirche, Schule, ja sogar der Friedhof. Nichts, sollte mehr an diesen Ort erinnern. Er sollte für immer von der Landkarte verschwinden. Heute, wenn man in das Tal schaut, sieht man nichts mehr ausser einer grünen Hügellandschaft mit kleinen Wäldern. Doch Lidice lebt. Nicht zuletzt wegen der Gedenkstätte die sich über die Fläche des ehemaligen Dorfs zieht. Die Grundmauern der Schule und der Kirche wurden wieder aufgebaut, und auch Teile des Hofes der Familie Horak, inkl. einer 40cm hohen Wand, an der die Männer aus Lidice ihr Leben verloren. Besonders beeindruckend das Monument "Der Kinder aus Lidice". Viele Stofftiere und Kinderspielzeuge sind davor abgelegt. Ein Ort an dem ich meine Tränen wieder nicht zurückhalten konnte. Im Museum selbst sieht man original Film-, Bild-, und Tonaufnahmen aus der damaligen Zeit. Trauer und Fassungslosigkeit steigen in einem auf, auch Wut.

Kladno ist nicht nur Hometown von Jaromir Jagr sondern auch ein Ort eines schrecklichen Verbrechens. Vielleicht nur Zufall, aber Kladno ist der Ort, obwohl ich da auch schon drei und vier Mal beim Eishockey war, wo ich mir echt Probleme habe Kontakte zu knüpfen. Man ist dort sehr zurückhaltend/reserviert mir gegenüber. Mit dem Wissen der Geschehnisse vom Sommer 1942 habe ich dafür zumindest eine Erklärung.

Das Dorf Lidice wurde nach dem Krieg unweit des alten Dorfes neu aufgebaut.


Bilder zur Gedenkstätte: https://myalbum.com/album/k12hMIEL5meM



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