Alles blickt nach vorne, die high time steht vor der Tür, und die beste Platzierung seit 2005 schürt in Verbindung mit dem aktuellen Momentum große Erwartungen. Schaut Ihr mal alle in die Ferne, wo Einbahnstraßenschilder nicht die Aufschrift „one way“, sondern „all the way“ tragen. Ich wäre doch kein Dino, würde ich nicht der verpönten Retromanie frönen.
Ich hatte immer Identifikationsfiguren, Spieler die ich noch aus dem entferntesten Eck der Arena auf Schalke (Mowl, ich sage auch noch Waldstadion) an ihrem Habitus hätte erkennen können, schließlich ist ein Blick auf die Rückennummer nur für Amateure oder Eventies. Da waren deren viele im Laufe der Jahre, von Potz, Forster, Ehrhard über Birk, Reichel, Lala bis hin zu Chabot, Barrie und Charbs. Nach den Country-Club-Zeiten wurde es zwischendurch bereits ruhiger, die Meistersaison hat viele von uns aus der tiefen Depression geholt, die der sportliche Abstieg hinterlassen hatte und die das Fan-Alter fast zwangsläufig irgendwie mit sich bringt. Es folgte eine makellose regular season 2004/05, ergo wieder keine Zeit für ein persönliches „Karriereende“. Aus dieser Zeit mag ich keinen einzelnen Namen nennen, das Meisterteam trage ich forever and always als eine Einheit in meinem schweren Herzen. Danach gab es durchwachsene Spielzeiten, „das Team das niemals aufgibt“ entfachte wieder etwas Leidenschaft in mir, einem Marshi auf dem Kriegspfad musste man ja einfach folgen. Zuletzt gab es kaum noch Raum für die von mir heiß geliebten Typen, die Liga wurde in Absenz von Idolen oder Feindbildern ein wenig öde, old schoolers wie Kelly verließen die „Micky-Mouse-Liga“, beendeten die Karriere oder wurden schlicht und einfach in den Kaderschmieden in Kanada oder Süddeutschland nicht mehr nachgezüchtet, eine Folge des schwindenden Bedarfs.
Dieses Jahr war ich sehr skeptisch, auf dem Papier sah ich uns nicht besser als in der Vorsaison, Typen waren vermeintlich Mangelware und hatten ohnehin zuletzt (farewell Kav) nicht mehr zum Teamerfolg beigetragen. Die Stimmung in den Hallen ist zusehends auf dem Rückzug, die DEL als Dachorganisation der schnellsten Randsportart der Welt gerät wieder in negative mediale Schlagzeilen, Traditionsclubs wackeln obendrein. Ehrlich gesagt: Ich habe die Dauerkartenbestellungen emotionslos-mechanisch und mehr aus alter Gewohnheit als aus Überzeugung ausgefüllt. Noch heute nenne ich nicht ein Trikotlos mein eigen, hatten sich doch die bunten Papierchen in den letzten Jahren bei mir gestapelt. Immerhin, es hat Freude gemacht, die Ostis, Oppis und Danners in ihrer Entwicklung zu beobachten. Und da ist noch Cherno, für den es keine Alternative gibt, eine Axt meines Geschmacks, und doch unke ich seit zwei Jahren, sein intensiver Coachingstil nutze sich leider über kurz oder lang ab.
For f***’s sake, I was so f*****g wrong. So viele Jahre hatte ich es geschafft, das allgegenwärtige Lamento des Lebens von der Eissporthalle fern zu halten. Dort war der Becher stets halbvoll, der Aberglaube allgegenwärtig und der Glaube an die Comeback-Qualitäten des Lions-Teams schier grenzenlos. Und heuer brauche ich bis zur Olympia-Pause, um diese Leidenschaft wieder zu finden…
Mich plagt ein unendlich schlechtes Gewissen, mehr als zwanzig Spiele hatte ich vor Augen, was ich bereits lange verloren glaubte. Ich erkenne im wie ein Rohrspatz schimpfenden Osti einen Teil von mir wieder, ich liebe Gordos Trinkflasche, die in der ersten Spielunterbrechung auf sein Tor zurollt, ich bewundere den eleganten Skater Blanch und seine sauberen Hits, da ist Wrighter, den die Medien schon in die Kiste geschrieben hatten, wie konnte ich mich da mit hineinziehen lassen, wusste ich doch, dass er im Team niemals den Stinkstiefel-Status eines Lefebvre hatte? Da wären noch einige zu nennen wie etwa der nicht mehr so younge Jung’ mit der #28, ein leibhaftiger DEL-Anachronismus, aber ich mag an dieser Stelle nur noch den Simon erwähnen. Was ist nur aus dem Freiburger Strichmännchen geworden, er hat mittlerweile Size, ohne seine schnellen Beine verloren zu haben, er kämpft immer als ob es kein morgen gäbe, und er war irgendwie immer da. Derzeit leider nicht, und ich vermisse ihn ganz doll (endlich).
Watch out, crunchtime ahead. Das Kribbeln ist zurück, keinen Augenblick zu früh. Hungry 4 mo’?
lunaticx
Beiträge:
23.03.2010 13:28
#2 RE: Everybody’s got a hungry heart (Somewhere out there)
Bronzemedaillengewinner Internationale Schweizer POND Hockey Meisterschaften 2021 Bronzemedaillengewinner Internationale Bayerische POND Hockey Meisterschaften 2023
You can win, you can lose, but you should never lose your pride! by Charbs We won't say that we're better, it's just that we're less worse! by Arrogant Worms Life goes by so fast... close your Eyes and then its past by Social Distortion
Da ist sie wieder, meine über alles geliebte Play-Off Gänsehaut...
100 % mit !
@ Ex-Ex : Hatte schon Angst , daß Du all das was Du schreibst, in dem sich meine Empfindungen so wiederspiegeln , dieses Jahr nicht schreibst .... Thanks mate !
Mit dieser Band hast Du nicht viele Freunde, doch die, die Du hast, teilen Deine Träume, die die Du hast, teilen alles mit Dir.
Lionsburger
Beiträge:
23.03.2010 18:25
#10 RE: Everybody’s got a hungry heart (Somewhere out there)
Zitat von Ex-Ex...schließlich ist ein Blick auf die Rückennummer nur für (...) Eventies....
...Und heuer brauche ich bis zur Olympia-Pause, um diese Leidenschaft wieder zu finden…
Um es mit "deinen" (adaptierten) Worten zu sagen: Makes yo think?
Na klar. Aber ich kann den DEL-way of life nicht aufhalten. Hier zählen eben nordamerikanische Werte nur off-ice, und da kopiert man lausig. "Mein" Sport ist schon fast kaputt, aber im real existierenden Hockey-Sozialismus DEL ist Frankfurt noch eine einäugige Insel eines blinden Archipels. Und außerdem bin ich ein sentimentales A********, das einfach nicht loslassen kann.
Habe ich Deine Frage richtig verstanden? Breaka yo' leg...
Zitat von Mr. HunterYo can be die hard, yo can be an eventie, but you should never lose your love?
What's love got to do with it?
Wie kann ein Eventie lieben, was er en passent mal sieht, nur sofern sich Erfolg oder Entertainment einstellt? Wie kann er mitleiden, wie sollte er mit crunchtime on his mind aufstehen und zu Bett gehen?
Alle Inbegriffe des Fan-Seins sind irrational und nicht quartalsfähig.
Ja, ich hatte die Leidenschaft zwischenzeitlich komplett verloren.